Generelles und Funktionen

Das Gerät ist ein digitaler Stereo Preamp, mit 3 Amp-Modellen (Fender Deluxe Reverb, Vox AC30, Marshall Superlead 1959 aka Plexi), einer Raumhallsimulation und einem Impulse Response Boxensimulator. Es verfügt über die klassischen Steuerelemente eines Verstärkers: Volume, Drive, Bass, Middle Treble. Ein Regler steuert den Raumhall und zwei Miniswitches die Auswahl der Amps und Cabs. Dann gibt es einen TRS Eingang der Mono oder Stereo angesprochen werden kann, zwei Ausgänge für Links und Rechts (entweder Dual Mono oder Stereo), sowie eine TRS-Buchse für Midi oder Expression. Strom und USB für die Softwaresuite finden sich auch auf der Stirnseite.
Das Iridium ist Midi-Steuerbar und programmierbar. Jeder Parameter lässt sich mit einem Midicontroller, einem Expressionpedal, oder Strymons eigenem Favorite Plus Switch live steuern.
Neuland begeht Strymon mit einer Windows- oder Mac-basierten Software, mit welcher man die auf dem Gerät hinterlegten Impulse Responses steuern, anpassen und austauschen kann. Auch eine Art Post-EQ für Bässe und Höhen (könnte man als Resonance und Presence verstehen) mit insgesamt 12db Spielraum ist an Bord. Auch lässt sich hier die Lautstärke nochmal unabhängig vom Amp regeln. Das ist gar nicht mal so unwichtig, wird aber in der Anleitung nicht erwähnt 😉
Klanglich ist das Ding für sich genommen über jeden Zweifel erhaben. Selbst im Vergleich mit Fractal, Line6 und Co. finde ich klingt das Teil DEUTLICH ORGANISCHER und verdammt nah an den Vorbildern. Es fehlt einfach diese digitale Kälte, wie sie viele andere Amp-Modeller mitbringen.

Amps

Gerade der AC30 mit all seinen Macken (Wer schon mal einen TopBoost gespielt hat, kennt das Verhalten des Cut Reglers im Zusammenspiel mit Bass und Treble) ist exakt umgesetzt. Auch die typische Mittennase ist da, wo man sie bei einem AC30 erwartet. Wer Brian May nacheifern will, wird es hiermit definitiv schaffen. Ein Trebleboost davor und ab geht die Post. Sauber! Wer sich jetzt fragt, wo denn der Cutregler am Gerät sei, er fällt in diesem Fall auf den Mittenregler. Der Driveregler simuliert den Volumeregler der Kanals - ist aus meiner Sicht also eher ein Gain, denn ein Volumeregler. Und das Spektrum reicht von feinem Clean bis hin zu mächtigem Crunch. Eben wie ein AC30. Pedale schluckt das Teil wie eine Eins. Gerade mit einem Fulltone OCD oder dem Boost meines Ibanez TS808DX war hier soviel geiles drin, dass ich garnicht mehr aufhören wollte zu spielen.
Aber zum nächsten...

Der Deluxe Reverb verhält sich exakt so wie das Original. Der Tonestack ist 1:1 nachgebildet und bietet eine perfekte Pedalplattform. Alle meine Pedale (Friedman Dirty Shirley, J Rockett HRM, Klon KTR, Neunaber Neuron, Strymon Riverside und JHS Bonsai) kamen so zur Geltung wie an jedem anderen Fenderamp auch. Die Dynamik, Ansprache und sämtliche Feinheiten und Eigenheiten der Pedale werden so reproduziert wie man es will!
Der Mittenregler ermöglicht hier ein Verschieben des Tonestacks von deutlich Midscooped (eher wie ein Hotrod Deluxe mit Mitten im Keller) über den klassischen Deluxe Reverb Sound bis hin zum eher mittigen 5E3 Tweed. Und auch da hat Strymon echt ganze Arbeit geleistet und dürfte für jeden das richtige dabei haben. Einzig der EQ gefiel mir nicht sonderlich, da er gerade bei den Höhen irgendwann so schrill wird, wie es bisher kein Fender in meiner Gegenwart tat. Dafür punktet der Driveregler. Auch hier verhält sich das Ganze wie ein ein Channel-Volume und man kann den simulierten Amp schön in die Sättigung bringen. Mit dem Bonus eines Mastervolumes, welches die meisten der simulierten Amps nicht mitbringen 😉

Und dann war da der Plexi...
Und ja, ich bin kein riesiger Plexifan. Aber das Ding schiebt. Punkt. Die meisten Hersteller schreiben sich ja Plexi auf ihre Produkte und werben damit, dass es klingt wie ein 8x12er Stack mit 1000W, aber hinterher ist es eher Mickey‘s First Guitar Amp mit Batteriebetrieb.
Nicht so bei der Kiste hier. Das ist das Pfund, was viele Leute so geil finden. Aber leider halt auch so dumpf-bassig wie das Original. Einfach nicht mein Fall. Der EQ verhält sich zumindest sehr ähnlich eines JTM45 (den Amp kenne ich recht gut), dürfte also den Angus Young und Pete Townsend Fans sehr entgegenkommen.
Mit Pedalen kann er auch. Allerdings sind HiGain Pedale eher nicht sein Freund. Passt aber auch ganz gut, denn das Teil bringt schon selbst ne Menge Gain mit. Das reicht sogar schon ohne Booster oder Tubescreamer für einen SEHR satten, fetten Crunch.

Speakersimulationen

Das sind reichlich. Sie kommen von Strymon selbst, Ownhammer und Vallhallir. Alle wirklich amtlich. Aber ich hab mit meinen eigenen von Celestion, Ownhammer und CabsIR noch deutlich mehr rausholen können. Ist aber ja auch Geschmacksache. Qualitativ sind die mitgelieferten schon herausragend. Überhaupt liegt in der Speakersim beim Iridium der Hase im Pfeffer. 500ms Länge bei 96KHz... das macht kein anderes Effektgerät! Dafür braucht man normalerweise einen Rechner samt passendem Plugin. Eine Latenz konnte ich auch beim besten Willen nicht ausmachen. Ein besserer, kompakter Hardware IR-Loader ist mir nicht bekannt. Und auch wenn das nach Zahl-Hascherei und Papiertiger klingt, man HÖRT und SPÜRT den Unterschied zwischen kurzen und langen IRs. Auch die Samplerate macht sich deutlich bemerkbar.

Fazit

Nun fragt ihr euch sicher, warum ich das Ding nicht behalte 😉 Es hat genau zwei Haken, die es für meinen Einsatz leider nur schwer brauchbar machen. Der erste ist tatsächlich das ich das Ding programmieren muss, weil ich schlicht einige unterschiedliche EQ Einstellungen brauche um all den Pedalen drumherum gerecht zu werden. Das ist auch grundsätzlich machbar. Aber leider sehr umständlich. Denn ich weiß nicht ob 12 Uhr bei einem Regler wirklich auch 68 in Midi entsprechen. Und das alles einzuprogrammieren dauert ewig. Jetzt denkt ihr euch sicher ‚Du Trottel, nimm doch Presets‘... bis zu 300 kann man speichern. Geht alles. Aber schaltet man zwischen ihnen um gibt es eine Gedenkpause. Nicht lang, aber hörbar. Und genau das geht für mich halt garnicht. Da hat Strymon aus meiner Sicht gepatzt.

Deshalb als warme Abschlussworte meinerseits...
Wenn man das Ding mit einem Setting als Pedalplattform nutzen kann, ist es DER PERFEKTE PREAMP. Falls man mit einer geringen Umschaltzeit leben kann, weil man nur zwischen Songs das Preset wechselt, dann ist es DER PERFEKTE PREAMP. Wenn man Recording mit einer Minikiste auf perfektem Niveau betreiben will, dann ist es DER PERFEKTE PREAMP. Wenn man aber das Ding in allen gebotenen Facetten live nutzen will, dann sind diese Umschaltzeiten ein KO-Kriterium.
My 2 cents - danke fürs Lesen 🙂

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