von Leo Heinrich

Okay, schnapp dir ne Tasse Kaffee, lehn dich zurück – heute geht’s um ein Pedal, das aussieht wie ein grüner Affe auf Zucker: den Bad Monkey von Digitech. Ein Name, der irgendwie schon verrät, dass das Teil nicht ganz brav ist. Wenn man den kleinen Kerl anschaut, wirkt er wie ein Verwandter des legendären Ibanez Tube Screamer – und das ist auch kein Zufall. Denn der Bad Monkey ist im Prinzip Digitechs frecher Versuch, dem berühmtesten Overdrive der Welt ein bisschen Dreck unter die Nägel zu schmieren – aber zu einem Preis, bei dem der Geldbeutel jubelt.

Damals - 2004 - als das Ding auf den Markt kam, lag der Preis bei irgendwas um die 50 bis 60 Euro. Also wirklich kein Luxusartikel, eher was für Schülerbands, Proberaumhelden oder Gitarristen, die einfach mal was Neues ausprobieren wollten, ohne gleich ihre Gitarre zu verkaufen. Heute kriegst du das Teil gebraucht manchmal teurer als damals neu – kein Witz. Das liegt daran, dass der Bad Monkey in den letzten Jahren so eine Art Kultstatus bekommen hat. Plötzlich reden wieder alle drüber, YouTuber drehen Hype-Videos, und auf Reverb oder eBay schießen die Preise nach oben. So schnell kann’s gehen, wenn das Internet beschließt, dass etwas „cool retro“ ist.

Aber kommen wir zum Wichtigsten: Wie klingt das Teil eigentlich?
Kurz gesagt – ziemlich lecker. Der Bad Monkey liefert diesen typischen, leicht angezerrten, warmen Overdrive-Sound, der sich perfekt eignet, um Röhrenamps anzuschieben oder einem sauberen Kanal ein bisschen Biss zu geben. Man könnte sagen, er klingt wie ein Tube Screamer, der nach einem doppelten Espresso und einem Donut zu viel etwas wilder geworden ist. Etwas kräftiger untenrum, ein bisschen fetter, ein kleines bisschen dreckiger. Kein kratziger Mist, sondern eher so, als hätte jemand beim Tube Screamer den Bass-Regler gefunden, den Ibanez einfach vergessen hat einzubauen.

Und genau das ist eines der großen Highlights: der Extra-Bass-Regler.
Während der Tube Screamer traditionell nur Tone und Level kennt, hat der Bad Monkey zusätzlich Regler für Bass und Treble – also Höhen und Tiefen. Dadurch kannst du den Sound viel besser anpassen. Wenn dein Amp eh schon spitz klingt, drehst du den Bass hoch und die Höhen etwas runter – zack, wärmerer Ton. Wenn du mehr Durchsetzung brauchst, machst du’s einfach umgekehrt. Das macht ihn ziemlich vielseitig, besonders live, wo man je nach Raum manchmal das Gefühl hat, der Sound ändert sich im Sekundentakt.
Der Grundcharakter bleibt aber klar: Es ist kein High-Gain-Monster, kein Metal-Brüller, sondern ein klassischer Overdrive – warm, rund, organisch. Perfekt für Blues, Rock und alles, was dazwischen liegt. Als Booster vor einem verzerrten Amp funktioniert er ebenfalls super. Viele Gitarristen benutzen ihn so, um die Mitten zu pushen und die Gitarre im Mix etwas nach vorne zu bringen.

Trotzdem ist nicht alles Gold, was grün glänzt.
Wenn man den Bad Monkey zu sehr aufdreht, kann er ein bisschen matschig werden. Da fehlt ihm dann etwas die Definition, besonders bei tiefen Akkorden. Außerdem ist das Gehäuse – naja – sagen wir mal, „robust, aber hässlich“. Das Design schreit frühe 2000er, und das Plastikgehäuse der Potikappen wirkt ein bisschen wie aus einem Happy Meal. Trotzdem ist das Ding fast unkaputtbar. Man kann’s wahrscheinlich vom Tisch fallen lassen, draufsteigen und es spielt immer noch weiter, als wär nix gewesen.

Ein weiteres Thema ist das Rauschen. Wenn du’s ganz genau nimmst und das Pedal mit teureren Boutique-Overdrives vergleichst, merkst du schon, dass der Bad Monkey kein Studiogerät ist. Ein leichtes Grundrauschen ist da, aber ehrlich gesagt: In einer lauten Probe hört das sowieso keiner. Es sei denn, du spielst gerade ein melancholisches Blues-Solo mit viel Sustain – dann könnte das auffallen.

Und jetzt der große Vergleich: Bad Monkey vs. Tube Screamer.
Der Tube Screamer ist wie dieser erfahrene, alte Gitarrenlehrer, der alles perfekt im Griff hat – immer geschmackvoll, nie zu viel, nie zu wenig. Der Bad Monkey ist eher sein verrückter Neffe, der zwar die gleichen Tricks kennt, aber zwischendurch einfach mal auf die Theke springt und ein Solo spielt, obwohl keiner darum gebeten hat. Klanglich ähneln sich beide stark, aber der Digitech wirkt etwas offener, etwas moderner und weniger mittenbetont. Viele Gitarristen lieben genau das, weil der Tube Screamer manchmal ein bisschen „nasal“ klingen kann. Der Bad Monkey schiebt dafür mehr Tiefen nach, klingt voller, hat mehr Körper – was besonders bei Singlecoil-Gitarren super funktioniert. 
Manche sagen, der Bad Monkey sei einfach ein Tube Screamer mit EQ. Andere finden, er hat mehr Charakter, mehr Dreck, mehr Seele. Wie immer hängt das vom Amp, der Gitarre und natürlich den eigenen Ohren ab.
Fakt ist: Für den damaligen Preis war das ein verdammt gutes Pedal. Und selbst heute, wo man für einen überteuerten Klon vom Tube Screamer schnell 200 Euro oder mehr auf den Tisch legt, ist der Bad Monkey immer noch ein Geheimtipp für alle, die’s pragmatisch mögen.

Was spricht also für den grünen Affen?
Definitiv das Preis-Leistungs-Verhältnis, die Flexibilität mit den zusätzlichen Reglern und der solide, musikalische Sound. Er macht, was er soll – und zwar mit einer erstaunlichen Portion Charme. Er ist kein Blender, kein Boutique-Schätzchen, das man nur mit weißen Handschuhen anfasst. Er ist ein Arbeitstier. Ein Pedal, das einfach funktioniert.

Und was dagegen?
Wenn du auf superfeine Dynamik, extreme Transparenz und handgelötete Wundertechnik stehst, wirst du hier eher enttäuscht. Das Teil ist nicht edel, sondern ehrlich. Kein Pedal, das dich vom Hocker haut, aber eins, das du nach drei Songs nicht mehr ausschalten willst, weil’s einfach richtig klingt.

Unterm Strich bleibt der Bad Monkey eines dieser Pedale, die man leicht unterschätzt. Man lacht vielleicht über den Namen, über das schrille Grün und die etwas klobige Optik – aber sobald man ihn anschließt, versteht man, warum er Kultstatus erreicht hat. Er klingt vertraut, aber irgendwie mit mehr Bauch. Er ist dreckig, aber charmant. Und er erinnert daran, dass man keinen teuren Boutique-Kram braucht, um gut zu klingen. Manchmal reicht ein kleiner, frecher Affe aus Plastik, der einfach nur tut, was er soll – nämlich Spaß machen.

Also ja: Wenn du irgendwo einen Bad Monkey siehst, greif zu, bevor der nächste YouTuber wieder ein Hype-Video darüber macht und die Preise explodieren. Denn dieser kleine grüne Kerl hat’s verdient, nochmal gehört zu werden – und vielleicht ja sogar auf deinem Pedalboard ein Zuhause zu finden.

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