Interview mit Nikola Petrek
Der studierte Musikwissenschaftler und Gitarrenbauer Nik Petrek hat bereits mit 16 Jahren seine erste Gitarre gebaut. Hier gibt er uns einen kleinen Einblick...Über mich
Hallo Nikola. Stelle Dich bitte kurz vor...Hi, ich heiße Nik(ola), bin seit 1997 ausgebildeter Zupfinstrumentenmacher, ich lebe und arbeite in Frankfurt/ Main. Früher war ich viel mit Bands unterwegs, nach meiner Ausbildung habe ich viel für lokale Musikgeschäfte gearbeitet. Mittlerweile habe ich meine eigene Werkstatt und bin damit sehr glücklich.
Bist Du selbst aktiver Musiker? Was machst du für Musik?
Ich habe mit 7 Jahren klassisches Klavier gelernt. Dann mit 12 Jahren habe ich eine E- Gitarre zum Geburtstag geschenkt bekommen und mit 16 Jahren kam noch die Bass-Gitarre dazu.
Wie bist Du darauf gekommen Gitarren zu bauen, hast Du das bei jemandem gelernt?
Ich habe während meines Studiums der Musikwissenschaften in den Semesterferien ein Praktikum bei einem Gitarrenbauer gemacht (Schack Guitars). Die Firma hat mir anschließend einen Ausbildungvertrag angeboten.
Die Berufsschule habe ich an der Instrumentenbauschule Mittenwald absolviert. Mein Ausbildungsmeister war Tom Launhardt, von dem ich unheimlich viel gelernt habe.
Du baust neben Gitarren auch Bässe. Kannst du beide Instrumente spielen und welches liegt dir mehr?
Ja, beide spiele ich sehr gerne, wobei als ich als ich noch aktiver Musiker war meistens Bass gespielt habe.
Wie lange baust Du schon Gitarren?
Ich habe meinen Gesellenprüfung zum Zupfnstrumentenmacher 1997 auf der staatlichen Instrumentenbauschule in Mittenwald abgelegt. Aber meine erste Gitarre habe ich mit 16 Jahren in der Projektwoche des Gymnasiums, das ich besuchte, angefangen zu bauen.
Welche war Deine erste elektrische Gitarre?
Eine Westone Concord Stratocaster Kopie aus Japan in Candy Apple Red. Tolles Instrument ich habe sie immer noch.
Meine Marke
Wie würdest Du deine Marke beschreiben? Was ist ihr Alleinstellungsmerkmal?Meine Marke Petrekguitars ist eine „One Man Show“, d.h. ich mache alles selbst und am liebsten mit der Hand. Ich sehe mich als traditioneller Handwerker, der mit seiner Hände Arbeit seine Visionen umsetzt.
Manche Deiner Gitarren haben eine einzigartige Form (z.B. die Plank Custom One Piece oder der Basstar Red Flame Bass). Wer macht das Design für diese Gitarren bzw. wie kamst du auf diese besondere Form?
Alle meine Instrumente entwickel und designe ich selbst. Meistens ist das inspiriert durch Formen und Farben aus der Natur. Nachdem ich einen Bauplan (Tusche auf Pergament) gezeichnet habe, baue ich das Instrument in kompletter Handarbeit.
Baust du Korpusformen auch nach Kundenwunsch?
Nein, das mache ich nicht. Aus folgenden Gründen:
1) Ich habe in meiner nun fast 30-jährigen Tätigkeit als Zupfinstrumentenmacher für mich gelernt, dass das Endergebnis nie zu 100% vorhersehbar ist. Vor allem was den Klang des Instrumentes angeht. Wenn ich ein fertiges Instrument habe, kann sich der Kunde selbst ein Bild davon machen, und fühlt, ob es ihm passt oder nicht... Mir ist bewusst, dass es eine in meiner Branche unübliche Sichtweise ist, aber das fühlt sich für mich stimmig an und hat sich für mich als der richtige Weg erwiesen.
2) Die Wartezeiten möchte ich keinem Kunden zumuten, da ich hauptsächlich Reparaturen mache, denn das sichert mir meine Existenz.
Das heißt, ich kann meine Gitarre auch zur Reparatur und Einstellung zu Dir bringen?
Ja, selbstverständlich. Ich habe eine Gitarrenbauwerkstatt. Reparaturen und Servicearbeiten sind mein täglich Brot.
Welche Hölzer benutzt du vorzugsweise?
Die Hölzer, aus denen ich meine Instrumente baue, kenne ich meistens schon mein halbes Leben lang. Es sind einheimische Bäume, die alle luftgetrocknet sind und zu denen ich meist einen persönlichen Bezug habe.
Wichtiger als das Holz ist die Handwerkskunst, die es zu einem guten Instrument macht. Vieles ist Marketing, da möchte ich kein Teil von sein, zumal ich in meinem früheren Ausbildungsbetrieb, der auch gleichzeitig ein Holzhandel war, fast alles kennen lernen durfte, was die Natur so Wunderbares hervorbringt.
Wie lange brauchst Du für eine Gitarre vom ersten bis zum letzten Schritt?
Da ich nur mit Handwerkzeug arbeite, können da etliche Stunden zusammenkommen. Ohne Planung/ Zeichnung/ Materialbeschaffung können dabei auch schon mal 150 Arbeitsstunden anfallen.
Welche Hardware-Komponenten (Tuner, Bridges, etc.) nutzt du für Deine Instrumente?
Oft baue ich Hardwarteile/Stege selbst. Da ist Kupfer mein bevorzugtes Material. Ansonsten finde ich, dass japanische Hersteller tolle Hardware bauen. Und natürlich auch ist ‚Made in Germany‘ immer noch Benchmark.
Stellst Du die Tonabnehmer und die Pickguards für Deine Gitarren selbst her?
Tatsächlich habe ich für meine erste Gitarre Pickups auf der Nähmaschine meiner Mutter gewickelt, weil ich mir einfach keine leisten konnte. Aber das mache ich schon lange nicht mehr.
Pickguards stelle ich zu 90% selbst her und auch heute kam wieder ein Kunde, der für seine Gibson Junior ein spezielles Pickuard haben wollte. Also: JA.
Auf welche Deiner Gitarren bist Du besonders stolz?
Gute Frage! Ich bin gerade von einer Reise zurückgekehrt und ein Videograph hat eine Dokumentation über genau dieses Thema mit mir gemacht. Das ist eine Geschichte, die vor 35 Jahren angefangen hat und bei der sich nun der Kreis geschlossen hat. Es geht natürlich um eine besonderen Baum, eine besondere Gitarre und einen Lebensabschnitt, der gespickt ist von Zufällen, die sich am Ende als notwendig erweisen…Wenn die Doku fertig ist, lasse ich es euch wissen!
Und natürlich war die „Frankfurt Historic Guitar“ (Videoerklärung bei Youtube) ein unfassbares Erlebnis. Ich begreife meinen Beruf als Handwerkskunst und dementsprechend hat auch eigentlich jedes von mir gebaute Instrument seine ganz eigene Geschichte.
Aber besonders stolz bin ich darauf, dass ich das immer noch machen darf…
Gibt es einen Showroom, wo man einfach vorbeikommen und Deine Gitarren antesten kann?
Das geht nach vorheriger Terminabsprache, da meine Werkstatt gerade mal 8,3 qm hat :-)
Persönliches
Gibt es Gitarren anderer Hersteller, die Dich nachhaltig beeindruckt und/oder beeinflusst haben?Ja, einige… Atlansia, Valley Arts, Pensa, Pedulla, Alembic, Wal, Tandler Guitars, Hoyer, Santa Cruz, und noch viele mehr…
Welche Gitarre eines anderen Herstellers würdest Du auf die einsame Insel mitnehmen?
Eine Roland GR 707 mit dem dazugehörigen Controller oder auch alternativ eine Ibanez X-ing
Womit verbringst Du neben Musik und dem Gitarrenbau Deine weitere Zeit?
Rennrad, Outdoor, Offroad mit meinen Jeep, ich liebe Autos, Mopeds, Fahrräder und an schönen alten Dinge zu schrauben und sie zu reparieren. Und ganz viel Zeit in der Natur zu sein.
Welchen Musiker/welche Band magst Du besonders?
Als Band ZZ- Top, und alles was rockt. Extreme fand ich schon immer unfassbar gut und Richie Kotzen ist einfach der ungekrönte König der 6 Saiten.
Was wärst Du geworden, wenn Du keine Gitarren bauen würdest?
Zahnarzt oder Ingenieur
Was macht Dir an Deinem Job am meisten Spaß?
Am Ende ist es das Gefühl, ein freier Handwerker zu sein, der in der Lage ist, seinen Visionen mit seiner Hände Arbeit umzusetzen. Ohne Kompromisse - aus einem selbst heraus.
Was wünschst Du Dir für Deine Zukunft?
Dass ich das genau so, noch ganz lange machen kann.
Marketing & soziale Medien
Ich kenne Deine Videos auf Instagram. Wie viel Zeit verbringst Du (täglich) in den sozialen Medien, welche Plattformen nutzt Du bevorzugt und welche Rolle spielen die sozialen Medien im Bezug auf Deine Marke für Dich?
Ich betreibe das erst seit ca. 2,5 Jahren und hatte auch eigentlich keine wirkliche Ahnung von alldem.
Da ich aber auch das alles alleine mache, ist es mittlerweile sehr zeitintensiv geworden. Ich würde sagen 30% Social Media und 70% Werkstatt, wobei sich da vieles überschneidet. Das macht auch einen Riesenspaß - ansonsten würde ich das auch nicht machen:-)
Es ist unfassbar und für mich auch heute noch nicht wirklich begreifbar, wieviele Menschen sich meine Videos anschauen. Instagram ist sicherlich die Hautplattform und es ist sicher so, dass es einem viele Türen öffnet, wenn man da vertreten ist.
Ich mache diese Videos auch immer aus dem Bauch heraus. Beispielsweise wollte ich mir einmal ein Pedalboard bauen (für meine Soundcheck Videos) und dachte, ob das die Leute interessiert… ??? Dieses Video ist auf Instagram mit 860k aufrufen der absolute Spitzenreiter:-)
Ich mache nichts anderes als mein Daily Business zu filmen und es mit der Welt zu teilen….
Würdest Du sagen, dass Communities wie unsere BOARD-Gruppen bzw. die sozialen Medien generell wertvoll für dich als Hersteller sind?
Ja, ich bin aktuell nirgendwo Mitglied, in keiner Gruppe, aber das liegt nicht an euch...
Da ich versuche wirklich jede Frage zu beantworten und das auch immer noch so praktiziere, könnte ich dem mit Sicherheit nicht gerecht werden, wenn ich mich auch noch in den gängigen Foren anmelden würde.
Aber ich finde toll, was Ihr macht und habe so viele Kunden (eigentlich alle), die bei euch verzeichnet sind.
Das ist mehr als sinnvoll und alles, was man an Erfahrung weitergeben kann, ist aus meiner Sicht unfaßbar kostbar.
Vielen Dank euch
Lieber Nik, auch Dir vielen Dank für deine Zeit und weiterhin alles Gute und viel Erfolg
