Interview mit Jan van Triest

Oft verwechselt, aber genau so erotisch: Die kleinen Wunderkistchen von ORION gehören zumindest auf regionalen Boards mittlerweile zum Standard, und das zurecht. Firmengründer und Elektroniker Jan van Triest lässt für uns den Lötkolben erkalten und gibt uns einen kleinen Einblick in seine Welt der Effektpedale.

 

Über mich

Hallo Jan. Freut mich, dass Du Zeit gefunden hast. Magst Du Dich kurz vorstellen?
Hi,klar, gerne. Mein Name ist Jan van Triest und ich bin der Macher von Orion Effekte.
Die Firma gibt es seit 2006. Ich bin selbst Gitarrist und habe damals bei der Band “Union Youth” gespielt. Damals bin ich während Studioaufnahmen mit dem Produzenten Michael Ilbert zum ersten mal mit Gitarren-Effektgeräten abseits von Boss und Ibanez in Berührung gekommen. Schnell war ich verliebt in diese kleinen Zauberkästchen. Da ich selbst Elektroniker bin, war der Weg zum selberbauen nicht weit. Die ersten Geräte habe ich für mich selbst gebaut, dann für Freunde und Bekannte. Relativ schnell habe ich dann angefangen Pedale über eBay zu verkaufen.
Angefangen habe ich mit dem „Fabrik Fuzz“ - später „Gold Fuzz“, der eine Kopie der „Fuzz Factory“ war. Eigene Pedale folgten schnell, z.B. der „Silver Drive“.
Als die Nachfrage dann größer wurde, habe ich angefangen mit einem Vertrieb zu arbeiten und Musikgeschäfte zu beliefern. Es gab im Laufe der Zeit einige Kooperationen mit Bands und Musikern, z.B. „Blackmail“ oder den tollen „Locas In Love“, mit denen ich gleich zwei Signature-Pedale veröffentlicht habe.
Zuletzt habe ich in Zusammenarbeit mit dem Musiker Heinz Rebellius und dessen Marke "Twangtone" die „Dakota“-Pedale entwickelt („Dakota Red“ und „Dakota Drive“).
Der Höhepunkt bisher war die Veröffentlichung des „Kafka Reverbs“. Zu diesem Effektgerät gab es einige internationale YouTube-Videos, was die Nachfrage enorm nach oben schnellen ließ. Inzwischen ist die Nachfrage etwas abgeebbt und ich baue wieder nebenher – auf Nachfrage.


Meine Marke

Deine Marke heißt ORION Effekte. Wie kamst Du auf diesen Namen?
Der Name ist durch einen Spitznamen von mir entstanden. Ich trug eine Zeitlang häufig eine Käppie mit der Aufschrift „ORION“. Daher wurde ich von Freunden „Orion“ genannt. Dieser Name wurde darurch auch zu meinem Pseudonym bei der Band Union Youth.

Wie würdest Du deine Marke beschreiben? Was ist ihr Alleinstellungsmerkmal?
Ich baue Pedale, die glaube ich nicht unbedingt dem Mainstream-Geschmack entsprechen. Die Sounds sind eher spezieller, bzw. nieschiger. Ich glaube viele können mit den Pedalen nichts anfangen, aber die MusikerInnen, die genau so einen Sound suchen werden dann bei mir fündig.
Außerdem ist dann da noch das Design. Meine Geräte haben in der Regel einen „abgewetzten“ Look, den man vorher nur von „Relic-Gitarren“ kannte. Ich beschrifte meine Geräte mit einer Schreibmaschinen-Schrift, die ich nicht einfach von einer Computer-Schriftart nehme, sondern richtig schreibe und dann einscanne. Inzwischen versuche ich das komplette Design nur aus Schreibmaschinenbuchstaben zu kreieren. Die Beschriftungen mache ich seit jeher fast ausschließlich in deutscher Sprache. In Deutschland habe ich einen Großteil meiner KundInnen – da bietet sich das an :).

Welche Effekt-Arten gibt es in Deinem Sortiment?
Es gibt überwiegend Verzerrer und Booster. Die Verzerrer reichen von sehr lowgainig bishin zu heftigen Fuzz-Pedalen. Ich habe mit dem „Elektro Booster“ einen inzwischen sehr beliebten „Neutralbooster“. Mein „Minus Booster“ ist ein Volume- bzw. Attenuator-Pedal, dass es inzwischen in der dritten Generation gibt und neuerdings auch mit Klangreglern ausgestattet ist (ich glaube der Name „Minus Booster“ ist übrigens inzwischen zu einer Art Deonym geworden *grinst*)

Aus wievielen Mitarbeitern besteht ORION-Effekte?
Die komplette Produktion mache ich alleine. Vom Schaltungsdesign über das Gehäusedesign, vom Gehäusebohren bishin zum Platinen bestücken. Einige Sachen, wie z.B. die Pulverbeschichtung, die Gehäusedeckel oder die Herstellung der Leiterplatten lasse ich von externen Firmen machen. Ich versuche darauf zu achten, Dinge lokal zu produzieren – unsere Leiterplatten werden z.B. nicht wie üblich in China sondern in Deutschland hergestellt.

Wie lange brauchst Du für ein Pedal vom ersten bis zum letzten Schritt?
Das ist schwer zu sagen. Ich mache natürlich nicht jedes Pedal einzeln, sondern mache zuerst 20 Gehäuse, dann 20 Platinen usw.
Was die Entwicklungszeit angeht ist das auch sehr unterschiedlich. Einige Ideen klappen sofort, an anderen arbeite ich ein halbes Jahr oder noch länger, bis ich sie auf den Markt bringe.

Es gibt haufenweise Clone-Pedale auf dem Markt, beispielsweise vom Ibanez Tubescreamer oder vom Klon Centaur. Hast du auch eine Kopie, ein Clone-Pedal eines anderen Pedals in Deinem Sortiment?
Ich habe den „Ramlon Fuzz“ und den „Russlon Fuzz“. Hierbei handelt es sich um Kopien legendärer Big Muff Modelle (Ramlon = Ram's Head, Russlon ist der grüne Russe). Ich habe diese Pedale rausgebracht, da sie nicht mehr hergestellt wurden. Inzwischen hat EHX die alten Versionen jedoch wieder neu aufgelegt.
Es gibt teilweise Elemente klassischer Schaltungen in meinen Pedalen – diese würde ich allerdings nicht als Clone bezeichnen, da ich sie teilweise sehr umfangreich umgearbeitet habe.

Deine Pedale heißen z.B. KAFKA und WILDKRAUTFUZZ. Wer denkt sich die Namen für Deine Effekte aus?
Bei den Namen der Pedale habe ich von Anfang an versucht darauf zu achten, dass sie im Deutschen als auch im Englischen funktionieren. Das klappt mal mehr und mal weniger.
Mir gefällt der Name „WildKraut Fuzz“ besonders gut, weil er im Englischen eine ganz eigene, spezielle Bedeutung hat.
Auf den Namen „Kafka Reverb“ bin ich gekommen, da ich großer Fan der Bücher von Franz Kafka bin und immer schon ein Gerät nach einem Kafka-Titel benennen wollte. Da kam dieses Reverb-Pedal wie gerufen – ich finde der Name passt perfetk!


Persönliches

Gibt es Pedale anderer Hersteller, die Dich nachhaltig beeindruckt oder beeinflusst haben?
Natürlich bin ich großer Fan des Big Muffs, wie auch der anderen Klassiker von Elektro Harmonix.
Von den frühen „Boutique-Herstellern“ mag ich Z.Vex, da sie sehr früh damit begonnen haben, ungewöhnliche und neuartige Pedale zu entwickeln. Inzwischen gibt es besondere Pedale ja haufenweise und der Trend geht schon wieder zum sachlichen Klassiker.

Welches Pedal eines anderen Herstellers würdest Du auf die einsame Insel mitnehmen?
Vermutlich die Z.Vex Fuzz Factory, da man mit ihr ein extrem großes Spektrum Verzerrsounds produzieren kann. - Ich würde sagen der Name „Factory“ ist da sehr passend gewählt.

Womit verbringst Du neben Musik und Pedalen Deine weitere Zeit?
Ich habe neben den Effekten noch einen „richtigen“ Job – nämlich als Tontechniker an einem Theater. Das macht mir auch sehr viel Spaß – irgendwie ist das aber ja auch miteinander verwandt. Des weiteren habe ich natürlich auch noch ein Familienleben.

Welchen Musiker oder welche Band magst Du besonders?
Ich höre sehr verschiedene und ständig andere Musik. Wenn ich ein Feld totgehört habe suche ich mir ein neues! - Aber als meine All-Time-Favorite-Band würde ich die „Beach Boys“ nennen – eine Band, deren Werk viele glaube ich garnicht richtig kennen.

Was wärst Du geworden, wenn Du keine Pedale bauen würdest?
Vielleicht Landarzt?

Was macht Dir an Deinem Job am meisten Spaß?
Das Beste an diesem Job ist es, wenn man erfährt, was durch die Effektgeräte geschaffen wird… mitzubekommen welche guten Bands die Geräte kreativ nutzen und Alben zu hören, von denen Du weißt, dass dort ein von dir gebautes Effektgerät verwendet wird.

Was wünschst Du Dir für Deine Zukunft?
Ich wünsche mir, dass ich weiterhin einige Effektgeräte verkaufen kann und dass ich noch einige gute Ideen für Geräte haben werde.


Marketing & soziale Medien

Welche sozialen Plattformen nutzt Du bevorzugt und welche Rolle spielen die sozialen Medien im Bezug auf Deine Marke für Dich?
Es ist inzwischen sehr wichtig geworden über die sozialen Medien auf sich aufmerksam zu machen. Facebook, Instagram und vor allem YouTube sind gute Mittel mit denen man direkt Infos an die MusikerInnen schicken kann. Ich habe leider zu wenig Zeit und – ich glaube – auch kein Talent dazu viel Werbung zu machen, aber ich merke schon, je mehr ich reinstecke, desto mehr bringt es was.

Du bist schon sehr lange als Pedalbauer Mitglied in der PEDALBOARD-Gruppe. Würdest Du sagen, dass die Community für Pedalhersteller wie Dich hilfreich ist?
Auf jeden Fall. Als die Community gerade neu war konnte ich viele GitarristInnen ansprechen und auf meine Geräte aufmerksam machen. Ich habe einige Male Verlosungen und Gewinnspiele auf PEDALBOARD gemacht oder neue Videos gepostet. Aufkommende Fragen zu meinen Geräten beantworte ich dort auch häufig, wenn ich sie entdecke.
Ich habe in der Gruppe auch schon Umfragen gestartet, die meine Pedal-Entwicklung beeinflusst hat. Leider ist es seit einiger Zeit nicht mehr so einfach „Eigenwerbung“ zu posten, da sich die Community-Richtlinien geändert haben.

Ein kurzes Wort an die PEDALBOARD-Community:
Liebe PEDALBOARD-Mitglieder. Macht weiter so wie bisher! Zu allen Fragen und Problemen habt Ihr eine Lösung und sei die Frage noch so noobig!
Und immer dran denken: MEHR Verzerrer sind MEHR Verzerrer!

Alles klar, vielen Dank für Deine Zeit und weiterhin viel Erfolg mit ORION-Effekte.




 

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